Pelletheizungen

Bei unserem Haus warten wir gerade auf Post von der Architektin, da es also grad nichts neues an der Front gibt, heute mal etwas theoretisches. Wie vor einiger Zeit angekündigt, wollte ich ja noch etwas zum Thema Primärenergiefaktor schreiben. Besonders eklatant sind die Probleme damit bei den zur Zeit so beliebten Pelletheizungen, also handle ich das ganze in einem Aufwasch ab.

Wie man im Wikipedia Artikel zum Thema Primärenergiebedarf nachlesen kann, sind die Faktoren nach EnEV für die wichtigsten Heizungen:
Holz: 0,2
Heizöl: 1,1
Erdgas: 1,1
Strom: 2,4

In Österreich und der Schweiz sind die Werte teils deutlich unterschiedlich, woran schon recht leicht zu erkennen ist, dass dies rein politisch festgelegte Werte sind.

Der Faktor soll aufzeigen, welche Umweltbilanz die vorgelagerte Produktionskette der jeweiligen Energieform hat. Die besondere Bedeutung erlangt er dadurch, dass die Obergrenzen nach EnEV nicht nach dem Endenergiebedarf, sondern nach dem Primärenergiebedarf festgelegt werden. Der Endenergiebedarf gibt in einem gewissen Rahmen an, wieviel Energie aufgewendet werden muss, um das Haus das Jahr über warm zu halten, auch wenn sich aus diesem Wert nicht direkt die Heizkosten ablesen lassen. Er sorgt aber für eine gewisse Vergleichbarkeit zwischen verschiedenen Häusern; ein Haus mit einem Endenergiebedarf von 10kwh/m²a wird einen deutlich niedrigeren Heizbedarf haben als ein gleich großes Haus mit einem Endenergiebedarf von 100kwh/m²a.

Der Primärenergiebedarf ergibt sich nun dadurch, dass der Endenergiebedarf mit dem Primärenergiefaktor multipliziert wird. Und hier wird schnell offensichtlich, dass dies nichts mehr mit dem tatsächlichen Heizbedarf zu tun hat. Wird das Haus mit 10kwh/m²a Endenergiebedarf mit einer Wäremepumpe geheizt, ergibt sich ein Primärenergiebedarf von 24kwh/m²a. Wird das Haus mit 100kwh/m²a Endenergiebedarf mit einer Pelletheizung beheizt, so ergibt sich ein Primärenergiebedarf von 20kwh/m²a. So wird aus dem Haus mit dem zehnfachen Endenergiebedarf auf einmal das umweltfreundlichere. Alles, weil politisch festgelegt wird, dass Strom „böse“ und Holz „gut“ ist.

Möchte man also die begehrte KfW40 Förderung erhalten, so ist der einfachste Weg, sich eine Pelletheizung hinzustellen. Schon ist es fast egal, wie gut man sein Haus dämmt. Das erklärt zu einem großen Teil auch schon die aktuelle Beliebtheit der Pelletheizungen.

Doch wie sinnvoll ist es tatsächlich, mit Holz zu heizen?

Als Vorteile von Pellets wird im Allgemeinen genannt:

  • Günstiger Preis
  • Nachwachsender Rohstoff (deshalb gute CO2 Bilanz)
  • Regionale Erzeugung

Schauen wir uns an, wie es tatsächlich um Holz als Energieträger steht.

  • Bis zum 20. Jahrhundert war Holz der hauptsächlich genutzte Brennstoff. Aufgrund der niedrigen Energiedichte ist man aber davon abgekommen, sobald es andere Möglichkeiten gab. Dieser Nachteil ist auch bei den heutigen Pelletheizungen zu erkennen, es sind große Lagerbehälter für den Brennstoff nötig. (Und die Kosten für diesen Lagerraum werden beim Kostenvergleich mit anderen Heizformen gerne übersehen.)
  • Die Kostenersparnis einer Pelletheizung relativiert sich recht schnell, wenn man die Kosten der Heizungsanlage und des Lagerraums einrechnet. Die Kosten der Pellets selbst sind zwar zur Zeit noch niedrig, aber auch hier sind Preisanstiege zu beobachten. Zu berücksichtigen sind hier auch die versteckten Kosten, andere Holzprodukte wie Holzfaserplatten oder auch Holzmöbel stehen in Rohstoffkonkurrenz mit den Pellets und erfahren durch die steigende Nachfrage nach diesen ebenfalls Preisanstiege. Zu bedenken ist außerdem, dass ein Großteil der günstigeren Kosten politisch bedingt ist, sei es für die Heizung selbst über den Primärenergiefaktor und Sonderförderungen, sei es für den Brennstoff durch den niedrigeren Mehrwertsteuersatz und den Verzicht auf Ökosteuer. Sollten Pelletsheizungen einmal nicht mehr der Favorit der Politik sein, kann sich das schnell ändern, was eine Preisexplosion zur Folge hätte.
  • Betrachtet man die CO2 Bilanz von Pellets, so stimmt es natürlich, dass alles CO2, was bei der Verbrennung frei wird, beim Wachstum der entsprechenden Bäume vorher aufgenommen wurde. Nur passierte diese Aufnahme über einen Zeitraum von bis zu 100 Jahren. Und man kann sie eigentlich auch nur gegenrechnen, wenn die verheizte Holzmasse durch Aufforstung wieder ausgeglichen wird. Dies mag zwar auf Pellets aus deutscher Produktion zutreffen, doch wie sieht es bei den vermehrt auf den Markt tretenden Pellets aus Osteuropa oder Amerika aus? Hinzu kommt, dass Pellets getrocknet werden müssen. Dies lässt sich zwar auch dadurch erreichen, dass man sie über einen entsprechenden Zeitraum richtig lagert, aber oft wird für eine schnelle Trocknung eine Menge Energie aufgewendet. Wie sieht die CO2 Bilanz da aus?
  • Die regionale Erzeugung der Pellets war vor einigen Jahren noch gegeben, als es in Deutschland weit weniger als 100.000 Pelletheizungen gab. Mit der Verzigfachung der Heizanlagen vervielfältigte sich aber auch die Herkunft der Pellets. Schon heute werden viele aus Osteuropa oder gar Nordamerika importiert.

Fazit: Wer sich heute eine Pelletheizung einbaut und der Meinung ist, der Umwelt damit etwas gutes zu tun, sollte sich bewusst sein, dass er da eventuell den letzten Rest kanadischen Urwalds verheizt. Wirklich umweltfreundlich ist es, Energiebedarf gar nicht erst entstehen zu lassen, anstatt über politische Rechentricks ein schlecht gedämmtes Haus schön zu rechnen.

Einige Informationen auch beim SWR.

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