Die Flucht

Keuchend blieb Galdur stehen. Hatte er seine Verfolger abhängen können? Er hielt den Atem an. Nein, das Stampfen ihrer Füße im tiefen Schnee kam eindeutig näher. Er setzte sich wieder in Bewegung, trotz des Protestes seiner Muskeln. Hoffentlich stimmte die Richtung. Eine leichte Abweichung nur und er würde die Grenzfeste verfehlen. Das wäre sein sicheres Ende, denn lange konnte er dieses Tempo nicht mehr beibehalten. Und seine Verfolger holten jetzt schon auf. Wenn doch nur endlich die Sonne aufgehen würde, dann hätte er wenigstens eine Orientierungsmöglichkeit.

In diesem Moment stolperte er über eine Wurzel und fiel der Länge nach auf den Boden. Die Metallteile seiner Ausrüstung schlugen scheppernd gegeneinander. Zur Antwort ertönte hinter ihm ein lautes Gebrüll. Seine Verfolger waren nah, viel zu nah. Galdur biß die Zähne zusammen und rappelte sich wieder auf. Die Feste konnte doch nicht mehr weit sein, er mußte es einfach schaffen, er mußte.

Blinkte dort vorne zur Linken nicht ein Licht? Er änderte seine Laufrichtung – das konnte doch nur die Feste sein! Ja, jetzt sah er es ganz deutlich, ein Lichtschein einige Meter über dem Boden.
Doch auch seine Verfolger schienen das Licht gesehen zu haben. Sie stießen zornige Schreie aus und schienen das Tempo zu erhöhen. Er konnte jetzt deutlich ihre Schritte und ihr Schnaufen hören. Wurden diese Kreaturen denn niemals müde?

Nur noch wenige Schritte, dann würde er es geschafft haben. Im beginnenden Zwielicht konnte er schon die rettenden Mauern erkennen. Etwas zischte einige Meter an seinem Kopf vorbei – eine Wurfaxt vermutlich, kurz darauf eine zweite, schon deutlich näher. Sie durften ihn einfach nicht erwischen, nicht jetzt, so kurz vor dem Ziel! Auch die Wachen der Festung schienen ihn jetzt bemerkt zu haben. Laut ertönte der Schall eines Hornes. Weitere Lichter erschienen auf den Mauern. Einzelne Pfeile sirrten über ihn hinweg – die Verteidiger hatten seine Feinde entdeckt. Vor ihm erschien ein heller Spalt in den Mauern, der rasch größer wurde – die schweren Tore öffneten sich. Das Gebrüll hinter ihm verwandelte sich in Schreie des Zorns und der Enttäuschung.

Plötzlich traf Galdur etwas am Hinterkopf. Der Schlag ließ ihn nach vorne stürzen. Die Burg vor ihm begann zu verschwimmen, ihm wurde schwarz vor Augen.