Es ist mal wieder Zeit für eine Buchbesprechung. Das letzte Mal ging es um ein Sachbuch, jetzt ist wieder ein Roman an der Reihe. Es handelt sich um das Buch „The Road“ von Cormac McCarthy.
McCarthy ist ein recht bekannter Autor, zuletzt wohl vor allem durch sein Werk „No Country for Old Men„. Wodurch ich auf „The Road“ aufmerksam geworden bin, ist das Survival-Thema, um das es hier vordergründig geht.
Vater und Sohn ziehen auf einer Straße nach Süden durch eine apokalyptische Welt. Sie versuchen zunächst das Meer zu erreichen, in der Hoffnung dort irgendwo auf zivilisierte Menschen zu treffen. Auf dem Weg dorthin müssen sie gegen natürliche (Kälte, Hunger) und menschliche (Kannibalenbanden) antreten.
Von einem Survival-Standpunkt aus ist das Buch ziemlich unbrauchbar, wenn man mal von ganz allgemeinen Dingen absieht. Das fängt schon mit der Katastrophe an, die den Hintergrund der Geschichte bildet. Was genau passiert ist und wann, wird im Verlauf des Buches nicht klarer. Einiges deutet auf einen Atomkrieg hin, der die ganze Welt verwüstet hat und jetzt in einen nuklearen Winter stürzt – aber einige Stellen im Buch passen einfach nicht dazu. Der Zeitpunkt der Katastrophe lässt sich ebenfalls nicht einmal ungefähr bestimmen. Zwar soll er ungefähr zum Zeipunkt der Geburt des Sohnes gewesen sein – und das muss nach dem Verhalten des Sohnes ungefähr sechs bis zehn Jahre her sein – verschiedene Begebenheiten sprechen aber dagegen, dass die Katastrophe schon Jahre her ist.
Aufgrund des Stils, den McCarthy verwendet, ist das Buch vor allem in längeren Dialogen sehr schwer zu lesen, weil man leicht den Faden verliert, wer nun was sagt. Die gesprochenen Sätze sind im Allgemeinen so kurz, dass sich das nicht darüber ablesen lässt und es gibt auch keine Meta-Hinweise (also: soundso sagt…) darauf.
Der Kernpunkt des Buches ist die Beziehung zwischen Vater und Sohn. Der Weltuntergang und die Survival-Thematik sind lediglich ein Hintergrund, der die Beziehung voran bringt, sind für den Kern des Romans aber nicht essentiell. Wer damit leben kann, der kann das Buch lesen – ich konnte das letztlich auch, ohne dass ich mich damit quälen musste. Wer handfeste Hinweise zum Thema survival sucht, ist mit anderen Büchern (zum Beispiel „Patriots: Surviving the Coming Collapse„) deutlich besser beraten.
Ich fand das merkwürdige „semi-happy end“ unpassend. Aber das Buch fand ich sehr eindringlich. Und was die Lesbarkeit angeht – das ist wohl das Eingängigste von allen C.McC-Werken … 🙂
Wenn man an erfolgreichen Strategien für langfristiges postapokalyptischem Überleben interessiert ist, könnten vielleicht anthropologische und paläontologische Untersuchungen zu Jäger-Sammler-Kulturen interessant sein. Da geht es dann um Praktiken, die sich tatsächlich bewährt haben, während alle Neebergs (oder wie der heisst, dieser Vogelspinnen-Konditor) ja letztlich doch nur zeitlich begrenzte und vor allem einzelgängerische Experimente darstellen.
Hoppla, ich rede und rede … sorry für den langen Kommentar …
Ich freu mich über jeden Kommentar, lang stört nicht. 🙂
Bezüglich des langfristigen Überlebens gab es in der BBC mal eine interessante Sendung über das, was die Leute in England in der Steinzeit gegessen haben. Es wurde alles mit Steinzeit Methoden gesammelt, zubereitet und anschließend tatsächlich auch verspeist. Sehr eindrucksvoll.